Guido Freis

Blickfrei(s)

Stellenbosch begrüßt uns am Morgen mit einem tollen Blick in die Berge, blauem Himmel und angenehmen Temperaturen. So kann es losgehen. Die historischen Gebäude mit ihrem Kolonialstil geben dem Städtchen ein tolles Flair.

Auf dem Weg Richtung Norden durchqueren wir die Region nördlich von Kapstadt - nahezu unendliche Weiten bestellt mit Weizen. Die Gegend scheint eine regelrechte Kornkammer zu sein. Fruchtbarer Boden und offenbar ausreichend Regen lassen das Getreide formidabel gedeihen.

Die fruchtbaren Ebenen verschwinden und wir durchqueren das Namaqua-Land. Der Wüstencharakter ist unverkennbar - die Temperaturen werden ungemütlich. Unsere Hoffnung auf Schlangen steigt.

Die Gegend heißt wirklich Sperrgebiet. Der holländisch-deutsche Einfluss ist unverkennbar. Sperrgebiet übrigens deswegen, weil ein solches rund um die Diamanten-Minen bestand. Besucher schlicht unerwünscht. Aber gut für die Natur - die Köcherbäume sind einfach tolle Blickfänge.
Nachts leuchten wir die Felsen mit Taschenlampe und Wärmebildgerät ab - hier muss es reichlich Schlangen geben...

Wie man an dem bescheidenen Weibchen erkennen kann, ist die Färbung der Echsen auf den Lebensraum abgestimmt. Das Männchen macht sich in der Balz aber zum Narren - und zum prädestinierten Opfer für seine Fressfeinde.

Das Durchqueren des Namaqua-Landes ist schon fast meditativ. Riesige weite Ebenen. Kilometerweit nichts als ausgedörrte Plaine. Hier wird einem die Größe Südafrikas bewusst. Man fährt und fährt und kommt doch nicht so recht vorwärts.

Und dann ist da ein Fluss. Mitten in der Einöde - und drum herum blüht das Leben wie aus dem Nichts. Wie sich so ein gewaltiger Fluss mitten in der Dürre halten kann, ist mir allerdings schleierhaft. Und der Anblick von so viel Wasser das sich tosend in die Tiefe stürzt ist in einem solchen Umland besonders beeindruckend.

Kaum dass wir den Kalahari National Park erreicht haben, hat Mutter Natur ein Einsehen mit uns - und zeigt uns die erste Schlange. Ein Modell welches wir noch nie vorher auch nur in einem Buch gesehen haben. Während Sam schon fast Tuchfühlung mit dem Tierchen aufnimmt, verlasse ich mich doch lieber auf eine lange Brennweite...
Das Tier ist mit knapp 2 Metern recht entspannt und fühlt sich wohl sicher. Unsere spätere Recherche ergibt eine ungiftige Art.

Die erfreulich naturnah gestaltete Lodge, die uns als Ausgangslager für die Kalahari dient, hat, bedingt durch die offene Bauweise, halt auch so das eine oder andere Tierchen im Angebot. Diese Eule zum Beispiel hat ihren Stammplatz im Hauptgebäude, in dem auch die Mahlzeiten eingenommen werden.
Unglücklicherweise genau über der Stelle, wo üblicherweise das Buffet aufgebaut wird.
Nun ja, zumindest gibt es hier definitiv wenig Mäuse...

Die Kalahari gilt als Halb-Wüste. Die Temperaturen sind allerdings einer Voll-Wüste angemessen. Um die Mittagszeit steht die Hitze und alles Leben zieht sich in den Schatten der wenigen Bäume zurück. Jede Bewegung wird vermieden und es herrscht Waffenstillstand - jetzt wird nicht gejagt.

Afrika sind die großen Tiere. Afrika sind die gefährlichen Tiere.
Und doch gibt es auch im Kleinen ganz harmlose und doch sehenswerte Tiere.
Fragt mich nicht, was das hier für einer ist. Schön ist er aber dennoch.

Und da ist sie endlich - eine Kap-Kobra.
Keine Schlange der man zu nahe kommen möchte. Die meisten Todesfälle durch Schlangenbisse im südlichen Afrika gehen auf diese Art zurück.
Schade, denn sie sind eigentlich sehr ansehnliche Tiere.

Was wäre ein Afrika-Besuch ohne Erdmännchen?
Vergeblich.

Die Kalahari hält eine Menge Vögel für den Naturliebhaber bereit. Mit die ansehnlichsten sind wohl die Bienenfresser.

Dikdiks sind eigentlich recht unscheinbare Zwergantilopen. Was ich aber faszinierend finde, sind ihre Ohren. Mit ein wenig Phantasie erkennt man ein Geweih. Immer wieder schön zu sehen, was sich die Natur einfallen lässt.

Die kurze Dämmerung in der Kalahari ist erwartungsgemäß ein optischer Leckerbissen. Es gilt aber auch zügig nach Hause zu kommen Die Nächte in der Kalahari sind lausig kalt und wenn man schon am Tag aufpassen muss, wo man hintritt, gilt dies für die Nacht ungleich mehr.
In der Lodge will man seine Gäste noch nicht mal vom Haupthaus alleine in die Bungalows gehen lassen. Zu groß ist die Angst vor dem einen oder anderen einheimischen Tierchen, welches dem Gast den Aufenthalt vergällen könnte.

Was man Infanteristen mühselig beibringen muss, macht diese Geparden-Familie völlig natürlich. Das gesamte Umfeld wird beobachtet - immer auf der Suche nach einem willfährigen Opfer.

Mungos gelten als begnadete Schlangenjäger.
Diesen hier haben wir leider selber verjagt - zumindest wollte er uns seine Künste nicht vorführen.

Diese Vertreter gelten als furchtlos und durchaus aggressiv. Sie gehen keiner Auseinandersetzung aus dem Weg und haben außer dem Menschen kaum Feinde. Ihr dickes Fell ist von Beutegreifern oder Schlangen kaum zu durchdringen. In Verbindung mit langen Krallen und dem Willen diese einzusetzen, stellen die Honigdachse unangenehme Gegner dar.

Geparden sind an sich ja schon sehr elegante Räuber.
Laufen diese dann wie hier noch im Gleichschritt und auch noch mit synchroner Blickrichtung, wirkt es schon fast übernatürlich.

Unser Guide war hell auf begeistert, als er uns diese afrikanische Wildkatze zeigen konnte.
Wie meinte Sam doch gleich? "Hauskatzen kann ich auch zuhause sehen..." :-)
Recht hat er.

Im Morgengrauen gelang dieses Bild von einem Rudel Springböcken, welche schön hintereinander über einen Höhenrücken marschierten.

Hyänen sind allgemein unbeliebt. Eingedenk dieser Tatsache hatte diese Schabrackenhyäne so gar keine Lust sich ablichten zu lassen. Sie ergriff schon sehr früh die Flucht und hielt erst im sicheren Abstand an, um sich die Lage genauer zu beschauen. Ich finde, dass diese Tiere doch eine eigene Ästhetik haben.

Warum diese majestätischen Tiere gerade Kampf-Adler heißen, konnte ich nicht herausbekommen. Wohl aber dass diese Vögel die geringste Siedlungsdichte im Tierreich haben. Sie beanspruchen ein Revier von 250 Quadratkilometern und dulden das nächste Brutpaar erst in ca. 50 km Abstand.

Man muss schon zweimal hinsehen um den kleinen Elefanten zu entdecken, der von seiner Mutter und Tanten im wahrsten Sinne geschützt wird.

Ich finde es wirklich nervend, dass offenbar die ganze Welt meint dieser dämlichen amerikanischen Sichtweise folgen zu müssen. Jeder muss sich überall gegen alles absichern, damit ja niemand ihn verklagen kann.
Ja, in Afrika leben Löwen - und die verhalten sich eben wie Löwen und nicht nach Walt Disney Vorbild.

Es ist wohl ein Klassiker - das Erdmännchen auf Wachposten.
Die Tierchen finden sich an vielen Stellen im Land und sind doch immer wieder ein Hingucker.
Gibt es Menschen, die keine Erdmännchen mögen?

Ich muss zugeben, dass ich noch nicht mal den Namen dieses Vogels kannte als ich ihn ablichtete. Dennoch ist es einer der schönsten Vögel, die ich vor die Kamera bekommen konnte.

Ok, Warzenschweine sind jetzt nicht so selten oder besonders ansehnlich - aber diese beiden haben sich einfach zu ansehnlich präsentiert.

Kann man Zebras nicht in schwarz-weiß fotografieren?

Was wäre Afrika ohne Elefanten?
Dieses stattliche Exemplar schien uns geradezu zuzuwinken. Wir hielten dennoch respektablen Abstand.

Nach viel Inland, Kalahari und Weite haben wir uns zur Küste an den Indischen Ozean vorgekämpft und wurden gleich zur Begrüßung von diesem freundlichen Oktopus im flachen Wasser des Landungsstegs überrascht. Er war aber die Ruhe selbst und spielte um die Autoreifen, welche als Fender verwendet wurden.

Machen ist wie Wollen - nur krasser.
Auf die Verpackung ein "Keep our Environment clean" zu drucken ist ja ganz nett - aber es reicht eben nicht...

Die Dimensionen von Treibholz können offenbar ganz schön differieren. Dieser riesige Wurzelteller fügt sich in die vorgelagerten Felsen an der Küste vor Knysna gut ein - farblich passend zum Sand.

Die angespülte Koralle erinnert mich irgendwie an eine Menorah.

Beim Blick auf die Kiste mit dem Shark Bite Kit wird einem recht deutlich bewusst, dass es sich nicht um die Ostsee handelt und die hier lebenden Tiere eben ein anderes Kaliber sind.
Was die Kiste allerdings bewirken soll, wenn sie mit zwei starken Schlössern gesichert ist, ist mir allerdings schleierhaft.

An den Tierchen mit dem ungewöhnlichen Namen kommt man in Südafrika nicht vorbei. Sie sind possierlich - aber das war es dann auch schon. Irgendwie im Vergleich zur übrigen Fauna recht langweilig.

Wir genießen die Ruhe und Entspanntheit an der Küste. Und an der gibt es wahrlich genug Vorbilder, die Tage nicht allzu hektisch anzugehen. Mit Blick auf den Ozean lässt sich gut ein kleines Mittagsnickerchen einrichten.

Wenn die Touris Mittagspause machen, können das die arbeitenden Damen mit Sicherheit auch. Die neonfarbenden Schlapphüte sind übrigens Standardausrüstung der weiblichen Straßenarbeiterinnen.

Hermaneus zählt laut WWF zu den 5 Top-Spots der Welt um Wale zu sehen. Hier finden sich vor allem Südliche Glattwale (Südkaper), welche hier ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Selbst von der Küste aus lassen sie sich gut beobachten. Hier mit dem Klassiker einer winkenden Flure.

Warum Wale springen, ist wohl immer noch nicht wissenschaftlich belegt. Für mich sieht es einfach nach Lebensfreude aus. Und die Südkaper scheinen viel Spaß zu haben. Ständig springt irgendwo ein Wal.
Was liegt also näher, als sich mit einer guten Flasche Wein abends an der Küste den Sonnenuntergang mit springenden Walen anzusehen?

Ja, auch das gehört zu Südafrika. Die nördlichste Kolonie von Brillen-Pinguinen, die hier brüten und den Nachwuchs zur Welt bringen. Irgendwie schlauer als die Königspinguine, die das im Inlandeis des Südpols machen.

Ja, klar. Kapstadt gehört einfach zu einem Südafrika-Besuch dazu. Zu Recht.
Und neben den großen, bekannten Attraktionen findet man auch hier die kleinen anschaulichen Orte. Abseits des Trubels.

Nähert man sich den großen Städten Südafrikas, findet man Straßenschilder wie dieses hier. Unwillkürlich verriegelt man die Türen und mag auch nicht mehr wirklich anhalten.
Höhepunkt dieser Straßenschilder war "Hijacking Hot Spot" - da wollte ich dann tatsächlich nicht mehr anhalten und fotografieren...

Dieser Strauß am Kap der guten Hoffnung hat den Dreh raus. Er weiß, dass er wenn er nur aufdringlich genug ist, von irgendeinem blöden Touri schon was zu essen bekommt.
Da der Nachschub an Touris nicht nachlässt, ist sein Überleben gesichert.

Die kleinen Echsen am Kap der guten Hoffnung sind keine Augenweide. Lediglich pechschwarz und schuppig. Kleine Drachen eben.

Zum Abschied noch der Klassiker vom Tafelberg auf Kapstadt.
Ein schönes Land - wenn auch mit vielen Problemen - definitiv eine Reise wert.
Oder auch zwei...

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